Es gibt wirklich keine Technologie, die das heutige Leben so beeinflusst wie das Internet. Wir kommunizieren darüber, kaufen ein, suchen Dienstleister und speichern nahezu unser ganzes Leben in digitaler Form auf Servern weltweit ab. Nahezu jedes größere Unternehmen, das zur aktuellen Zeit Erfolge sammelt, hat etwas mit dem Internet zu tun. Genau deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele junge Menschen genau in diesem Segment beruflich tätig sein möchten. Wer in diesem Bereich studieren möchte, stößt jedoch schnell auf große Probleme.
Mein Studium und das Online-Marketing
Als ich mich für einen Studiengang entschied, war die Auswahl recht gering. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, in welche Richtung ich später einmal gehen möchte. Im Online-Marketing war ich bereits tätig, auch wenn dies mit meiner Tätigkeit heute keinesfalls vergleichbar war. Meine Wahl fiel deshalb auf Wirtschaftsinformatik – auch auf Anraten vieler Bekannte, die ebenfalls in diesem Bereich tätig waren. Auch die Hochschule selbst wirbt heute noch mit beruflichen Perspektiven im Bereich des Ecommerces als Absolvent des Studiengangs.
Das Studium versprach eine gute Mischung aus Themen der Wirtschaft und Informatik. Dank verschiedener Veranstaltungen vor allem im Bereich des Marketings erhoffte ich mir hier auch, viele für das Online-Marketing relevante Inhalte zu erlernen, die ich mit dem Wissen aus der Informatik kombinieren kann. Genau auf diese Weise, wie ich eben auch während meines Studiums und heute noch meine Fähigkeiten in der Suchmaschinenoptimierung besonders auf technischer Ebene umsetze.
Inhalte von vor 10 Jahren
Doch leider wird man hier schnell enttäuscht. Während des gesamten Studiums kommt das Thema Internet nur beiläufig zur Sprache. Zwar erlernt man dank verschiedener Informatik-Vorlesungen durchaus Teile der Funktionsweise des Internets, doch mehr – vor allem im so wichtigen Bereich des Marketings – findet man hier kaum. Dabei ist gerade das Internet heute die Technologie, über die erfolgreiche Unternehmen ihre Produkte zur Verfügung stellen und vermarkten. Manches auch lokale Unternehmen wäre sogar ohne das Internet kaum noch wettbewerbsfähig.
Nicht selten hatte ich in so manchen Veranstaltungen das Gefühl, dass ich mich wohl eher in den frischen Anfängen der 2000er befinde. Gerade auch deshalb, weil ich mich bereits leidenschaftlich neben dem Studium mit genau den Themen der Online-Vermarktung auseinander setzte. Nur durch eigene, selbst ausgewählte Projektarbeiten, bei denen man sich letztendlich das notwendige Wissen selber beibrachte, und durch einen Gastvortrag der Online-Marketing Agentur Sixclicks aus Gladbeck erfuhr man mehr über den neuen Online-Vertriebsweg. Doch wirklich notwendiges Wissen über das Online-Marketing lässt sich in einem einzigen Vortrag leider nicht vermitteln. Das Thema Suchmaschinenoptimierung fiel nach dieser Veranstaltung während des restlichen Studiums letztendlich quasi gar nicht mehr. Absurd, wenn man sich an die durch die durch die Hochschule beworbenen beruflichen Möglichkeiten im Bereich des Ecommerces erinnert.
Fazit: Eigenes Interesse zählt mehr
Eine tolle Eigenschaft des Online-Marketings ist es, dass nahezu jeder Mensch es betreiben kann. Schließlich genügt hier erst einmal eine Website, die mit einem passenden Hosting-Paket in Windeseile umgesetzt ist. Die Grundlagen des Online-Marketings lassen sich dann autodidaktisch erlernen. Um sich zu spezialisieren und seine Fähigkeiten auch auf professioneller Ebene einzusetzen, reichen einfache Bücher oder Online-Kurse jedoch nicht. Hier zählt meiner Meinung nach vor allem langjährige Praxiserfahrung durch eigene Projekte. Auch ein Praktikum in einer Online-Marketing-Agentur bringt nützliche Erfahrungen, die ein Studium selbst mit passenden Inhalten kaum bieten kann.
Ich möchte letztendlich keinesfalls so weit gehen, dass ich bei Interesse in diesem Bereich von einem Studium abrate. Glücklicherweise bieten Hochschulen heute – aber für mich letztendlich zu spät – speziellere Studiengänge an, die nun offenbar auch direkte Veranstaltungen aus dem Online-Marketing bieten. Der Studiengang Ecommerce an der Hochschule Ruhr West wäre hier ein Beispiel. Ich möchte jedoch vor allem empfehlen, neben dem gewählten Studiengang die Zeit zu nutzen, sich auch außerhalb der Universität mit dem Thema zu beschäftigen und fortzubilden. Besonders praktische Erfahrungen aus eigenem Interesse dürften dem zukünftigen Arbeitgeber positiv auffallen und sind definitiv mehr wert als Auswendiggelerntes aus BWL-Vorlesungen.